
EuroSkills 2025: Oberösterreich schickt Rekord-Team zur Berufseuropameisterschaft
Noch nie war ein Bundesland mit mehr Teilnehmer:innen vertreten: 15 oberösterreichische Fachkräfte kämpfen um Gold für Österreich
Linz. Mit 49 Spitzenfachkräften wird Österreich bei den neunten Berufseuropameisterschaften EuroSkills (von 9. bis 13. September 2025 in Herning, Dänemark) vertreten sein. Fast ein Drittel davon kommt aus dem Land ob der Enns: 15 „Young Professionals“ –ausgelernte Fachkräfte und Absolvent:innen von berufsbildenden Schulen unter 25 Jahren – kämpfen um Edelmetall. Oberösterreich geht damit mit dem größten Aufgebot aller Zeiten bei einem internationalen Berufsevent an den Start. Am Freitag stellten sich die Medaillen-Anwärter:innen in Linz der Öffentlichkeit vor.
„Dass Oberösterreich mit dem bislang stärksten Team bei EuroSkills vertreten ist, unterstreicht die hohe Qualität unserer dualen Ausbildung und den starken Rückhalt durch engagierte Betriebe. Es ist das Ergebnis gezielter Talentförderung und einer Ausbildungslandschaft, die Praxisnähe mit Innovationsgeist verbindet. Mit über 22.000 Lehrlingen ist Oberösterreich Spitzenreiter – die Lehre hat einen hohen Stellenwert. Wir müssen diesen Wegweitergehen und können stolz auf unser duales System sein“, erklärt Leo Jindrak, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Er ist sich sicher: „Unsere Fachkräfte sind hervorragend vorbereitet – fachlich wie mental– und ich bin überzeugt, dass sie unser Bundesland und ganz Österreich in Dänemark bestens vertreten werden.“
100.000 Fans heizen kräftig ein
Im dänischen Herning erwarten die oberösterreichischen Toptalente mehr als 600 internationale Konkurrenten aus 32 Ländern sowie über 100.000 Fans, die ihnen an drei Wettkampftagen über die Schulter blicken. 14 der 15 oberösterreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden nach Dänemark entsendet; Steinmetzin Juliana Hain nimmt an eigenständigen Berufseuropameisterschaften in Österreich teil, die von 20. bis 23. November im Rahmen der Staatsmeisterschaften AustrianSkills ausgetragen werden.
Jürgen Kraft, Geschäftsführer von SkillsAustria: „Unsere Teilnehmer werden in drei intensiven Teamtrainings systematisch auf die Berufseuropameisterschaften vorbereitet. Zusätzlich ermöglichen wir unseren Talenten die Teilnahme an internationalen „Competitions“ – von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis nach Finnland – um frühzeitig ein Gefühl für das Niveau und die Dynamik des Wettbewerbs zubekommen. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Experten in jedem Beruf, die ihr Wissen weitergeben und gezielt auf den Wettkampf ausrichten. Ein weiterer wichtiger Baustein ist das Mentaltraining – denn bei EuroSkills geht es nicht nur um Technik und Präzision, sondern auch darum, unter Druckfokussiert und leistungsfähig zu bleiben.“
Foto von Team Oberösterreich (© WKO/OÖ)
Vollgas.jpeg: WK-Oberösterreich-Vizepräsident Leo Jindrak und das 15-köpfige Aufgebot.
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Team Oberösterreich im Überblick:
- Der Schönauer Martin Riegler (Foto / Text) von der voestalpine Stahl GmbH in Linz tritt im Beruf Anlagenelektrik an.
- Sarah Klinger aus Bad Zell (Foto / Text), beschäftigt bei der Bio Bäckerei Stöcher, will bei den Bäckern eine Medaille holen.
- Lukas Ritzberger aus Enns (Foto / Text) von der HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft in Perg geht im Teamberuf Betonbau an den Start. Sein Teamkollege ist Lukas Miedler aus Horn (Teamfoto) von HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H. Horn/Niederösterreich.
- Der Linzer Jakob Schaumberger (Foto / Text), Absolvent der HTL Leonding, wird im Beruf Elektronik für Oberösterreich ins Rennen gehen.
- Florian Demelbauer aus Steegen (Foto / Text), tätig bei Expert Tauschek, tritt in der Disziplin Elektrotechnik an.
- Roman Stadler aus Alberndorf in der Riedmark (Foto / Text), tätig bei Gartengestaltung Schinagl, und Maximilian Lindlbauer aus Grünau im Almtal (Foto / Text) bilden das Team (Teamfoto) im Beruf Gartengestaltung.
- Jonas Danninger aus Herzogsdorf (Foto / Text), beschäftigt bei Hauser Kältetechnik GmbH, vertritt Österreich im Beruf Kälte- und Klimatechnik.
- Hannes Sortsch aus Oberneukirchen (Foto / Text), tätig im Restaurant „Das Traunsee – Bootshaus“, will sich an die Europaspitze kochen.
- Lisa Schögl aus Altmünster (Foto / Text) von der Café-Konditorei Grellinger wird im Beruf Konditorin antreten.
- Miriam Haider aus Traberg (Foto / Text), beschäftigt bei der OÖ Theater und Orchester GmbH, und ihre Teamkollegin Theresa Fink aus Anthering/Salzburg (Foto / Text) vertreten Österreich im Teamberuf Mode Technologie (Teamfoto).
- David Höpoldseder aus Marchtrenk (Foto / Text) und Vanessa Probst aus Edt bei Lambach (Foto / Text), beide von Starlim-Sterner, treten im Teamberuf Robot Systems Integration an (Teamfoto).
- Daniel Schinagl aus Lengau (Foto / Text) von Palfinger Europe GmbH will sich bei den Schweißern an die Spitze kämpfen.
- Juliana Hain aus Hofkirchen im Mühlkreis (Foto / Text), tätig bei Strasser Steine GmbH, wird beim europäischen Berufswettbewerb der Steinmetze in Österreich antreten.
Die Berufseuropameisterschaften finden seit 2008 statt. Mit 16 Gold-,zwölf Silber- und acht Bronzemedaillen liegt Oberösterreich im Bundesländervergleich an der Spitze, was die Ausbeute von Medaillen angeht.
Oberösterreichisches Gastro-Trio kämpft um Gold
Für eine Premiere sorgen in Herning die Teilnehmenden in den Gastronomie-Berufen: Was bisher eher eine Domäne von Kärnten, Salzburg und der Steiermark war, ist mit Bäckerin Sarah Klinger, Konditorin Lisa Schögl und Koch Hannes Sortsch heuer fest in oberösterreichischer Hand. „Kochen bedeutet für mich viel mehr, als nur am Herd zu stehen – es ist zu einer echten Leidenschaft geworden. Schon in der 4. Klasse Mittelschule habe ich entdeckt, wie viel Freude es mir macht, Menschen mit gutem Essen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dieses Gefühl begleitet mich seither jeden Tag“, erklärt Koch Hannes Sortsch. Der 20-jährige Oberneukirchner arbeitet für „Das Traunsee – Bootshaus“ in Traunkirchen. Sein Ziel für die EM? „Europameister werden“, lässt er keine Zweifel aufkommen. Das Rezept: „Richtig an die Grenzen gehen und sehen, wa salles möglich ist, wenn man will.“
Gold hat auch Lisa Schögl aus Altmünster im Blick: Die Konditorin kann auf Erfahrungen aus den Reihen ihres Arbeitgebers, der Café-Konditorei Grellinger in Gmunden, zurückgreifen. Konditorkollegin Jana Bacher war im Vorjahr bei WorldSkills im Einsatz: „Natürlich hol ich mir den einen oder anderen Tipp von ihr“, erzählt die 20-Jährige, „aber am Ende muss ich meinen eigenen Weg gehen und auf mich selbst vertrauen.“ Bäckerin Sarah Klinger aus Bad Zell, amtierende Staatsmeisterin in ihrem Beruf, will vor allem neue Erfahrungen aus Dänemark mitnehmen: „Ich werde bei EuroSkills alles geben – und mein Ziel ist es, mit einem Ergebnis nach Hause zu kommen, auf das ich stolz sein kann.“
Männerdomänen in Frauenhand
Stolz sein darf Juliana Hain aus Hofkirchen im Mühlkreis: Die amtierende Vizestaatsmeisterin hat sich als Steinmetzin in einer Männerdomäne durchgesetzt. „Die Teilnahme an EuroSkills ist für mich ein besonderes Ereignis. So etwas erlebt man nicht alle Tage, und es ist definitiv keine Selbstverständlichkeit. Ich hoffe, damit auch andere junge Lehrlinge und Gesellinnen ermutigen zu können, ihren Weg zu gehen und sich etwas zuzutrauen. Nur weil es in meinem Beruf noch wenige Frauen gibt, heißt das nicht, dass wir nicht genauso gut – oder sogar besser – sein können.“
Ähnlich wie Hain sieht es Vanessa Probst aus Edt bei Lambach, die gemeinsam mit David Höpoldseder aus Oftering im Teambewerb „Robot Systems Integration“ an den Start geht: „Robotik ist für mich mehr als Technik– es ist Kreativität, Teamwork und die Zukunft. Bei EuroSkills will ich zeigen, dass Frauen in der Automatisierungstechnik genauso mitgestalten können wie Männer.“ Ihr Ziel: „Einfach alles geben.“ Teamkollege David Höpoldseder betont: „Es ist schon etwas Besonderes, bei einem internationalen Wettbewerb wie EuroSkills dabei zu sein. Teams aus ganz Europa treten gegeneinander an, alles läuft auf Englisch –das macht es nochmal herausfordernder. Wir wissen, dass unsere Aufgabe dort richtig anspruchsvoll wird, aber genau das motiviert uns. Wir wollen zeigen, dass wir als Team technisch auf höchstem Niveau mitspielen können.“
Betonbau: Erfolgsgeschichte fortsetzen
Die rot-weiß-rote Erfolgsgeschichte im Betonbau wollen Lukas Ritzberger aus Enns und sein niederösterreichischer Kollege Lukas Miedler (aus Horn) fortsetzen: Seit fast einem Jahrzehnt sind unsere Betonbauer das Maß aller Dinge bei internationalen Berufsbewerben –eine weltweit einzigartige Siegesserie. „Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollenden ersten Platz holen. Uns ist aber bewusst, dass das kein Selbstläufer wird. Es wird intensiv, fordernd und alles andere als leicht. Genau das reizt uns: Unter Druck Leistung bringen und als Team über uns hinauswachsen“, gibt Miedler die Richtung für das Duo der Habau Group in Perg bzw. Horn vor.
Kälte- und Klimatechnik: Familie mit Erfolgsgen
Mit Erfolgen bei internationalen Berufsevents kennt sich die oberösterreichische Familie Danninger bestens aus: Heuer will es Kälte- und Klimatechniker Jonas Danninger seinem Bruder Patrick (Silber), Cousin Niklas (Gold) und Papa Rupert (Gold) nachmachen – und seine Heimat Herzogsdorf einmal mehr jubeln lassen. „Die Erfolge meiner Familie sind eine große Inspiration für mich. 2018 durfte ich bei EuroSkills in Budapest live dabei sein und zum ersten Mal Wettkampfluft schnuppern. Diese Atmosphäre, dieser Teamgeist, die Präzision – das hat mich nicht mehr losgelassen. Seitdem wusste ich: Da will ich auch einmal dabei sein“, sagt der 21-jährige EM-Starter. Als Coach und Experte an seiner Seite: sein Vater. „Schon heute bin ich stolz auf meinen Jonas! Zu sehen, mit wie viel Einsatz, Können und Leidenschaft er seinen Weggeht, erfüllt mich als Vater mit großer Freude. Jetzt selbst als Experte an seiner Seite zu sein, ist für uns beide etwas ganz Besonderes“, erklärt Rupert Danninger.
Mit WorldSkills-Know-how zu EuroSkills
Auf viel Wettbewerbserfahrung dürfen auch Schneiderin Miriam Haider aus Traberg (sie holte bei WorldSkills in Lyon im Vorjahr ein „Medallion for Excellence“ und geht gemeinsam mit der Salzburgerin Theresa Fink an den Start und Schweißer Daniel Schinagl aus Lengau verweisen: Beide Oberösterreicher traten bereits bei Berufsweltmeisterschaften an. „WorldSkills 2022 waren durch Covid-19 stark eingeschränkt – umso mehrfreue ich mich, diesmal unter normalen Bedingungen alles geben zu können und das volle Erlebnis zu genießen“, sagt Daniel Schinagl.
Trio steht vor EuroSkills unter Spannung
Unter Strom stehen der Linzer Elektroniker Jakob Schaumberger, Elektrotechniker Florian Demelbauer aus Steegen und Anlagenelektriker Martin Riegler aus Schönau im Mühlkreis nicht nur von Berufs wegen: Das Trio will „mit Topleistungen die Fans elektrisieren“, lacht Schaumberger. Der HTL-Leonding-Absolvent und nunmehrige Student an der Johannes-Kepler-Universität Linz (Studium Elektronik und Informationstechnik) will seine Fähigkeiten bei EuroSkills „auf internationalem Niveau unter Beweis stellen“. Für Florian Demelbauer, der sich mit Platz eins im Landeslehrlingswettbewerb sowie dem Sieg bei den Staatsmeisterschaften für die EM qualifizierte, ist der Weg das Ziel: „Meine Motivation, an EuroSkills teilzunehmen, ist es, einen weiteren Meilenstein in meinem Leben zu setzen. Ich möchte die Herausforderung annehmen, mein Können unter Beweis stellen und im besten Fall auch gut abschneiden.“ Martin Riegler betont: „Bei EuroSkills kann ich mich mit den Besten aus ganz Europa messen und gleichzeitig mein Heimatland vertreten – das ist eine große Ehre und Motivation.“
Grüner Daumen, goldene Medaille?
Auch die Gartengestalter wollen bei EuroSkills 2025 einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Statistik spricht für sie: Immer wenn oberösterreichische Teams in diesem „Skill“ antraten, gab es bei der EM Edelmetall – Gold 2010 (in Lissabon), Silber 2016(in Göteborg). Maximilian Lindlbauer aus Grünau im Almtal und Roman Stadler aus Engerwitzdorf lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen: „Ich möchte bei EuroSkills vor allem viel dazulernen und meine Fähigkeiten bestmöglich umsetzen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, mit Spaß, Freude und Ehrgeiz an den Start zu gehen, denn genau das macht so eine Erfahrung unvergesslich“, so Stadler. Teamkollege Lindlbauer erklärt: „Meine Motivation, an EuroSkills teilzunehmen, ist, anderen zeigen zu können, was wir in unserem Beruf alles gelernt haben – und wie viel Leidenschaft darin steckt.“