WorldSkills führt das Team ans Limit: Zwischen Zwangsstopp und neuer Zuversicht
Der dritte Wettkampftag in Lyon ist angebrochen: Auf dem Wettbewerbsareal der Euroexpo kämpfen über 1.600 Fachkräfte in 62 Disziplinen um Edelmetall. Österreich ist mit einem 47-köpfigen Team am Start. Jeder Einzelne geht an die absolute Belastungsgrenze. Ein Österreicher wird gar zum Aufgeben gezwungen. Alle Teilnehmer aus allen Bundesländern im Überblick.
LYON. Mit einer Hiobsbotschaft endete der zweite von vier Wettkampftagen in Lyon: Möbeltischler Thomas Leitner aus Obdach in der Steiermark wird leider zum Aufgeben gezwungen. Mit einer Sehnenverletzung in der linken Hand muss der Obersteirer auf Anratendes österreichischen Teamarztes den Wettbewerb nach dem ersten Tag beenden. „Trotz großer Schmerzen hätte ich gerne weitergemacht. Nach der Untersuchung konnte der Arzt jedoch nicht ausschließen, dass ich bleibende Schäden erleiden könnte, wenn ich den Wettbewerb fortgesetzt hätte“, erklärt die sichtlich enttäuschte Spitzenfachkraft. Die Leistung des WM-Starters war jedenfalls bis- zum verletzungsbedingten Abbruch sehr stark: Leitners Einschätzung zufolge wäre er auf Medaillenkurs gewesen.
Vorarlberger kämpfen um WM-Medaillen
Leitner ist nicht der Einzige, der dieser Tage bei der Berufsweltmeisterschaft in Lyon an die absolute Belastungsgrenze geht: Alle 47 Mitglieder des österreichischen Nationalteams der Berufe kämpfen unermüdlich um jede Hundertstel, jeden Millimeter, jede Platzierung. „Es ist ein echter Kraftakt, aber für Müdigkeit ist kein Platz. Wir müssen weiterfighten“, gibt Maschinenbau-CAD-Spezialist Enes Kocabay aus Höchst in Vorarlberg die Marschroute vor. Landsmann und Maschinenbautechniker Lukas Fiel aus Dornbirn erklärt: „Der Rummel hier ist gewaltig, aber ich lasse mich nicht ablenken, sondern versuche alles aus jeder Aufgabenstellung herauszuholen.“
CNC-Fräser Berkay Sahin aus Dornbirn, der bei den EuroSkills 2023 ein „Medallion for Excellence“ eroberte, kämpft gegen die harte internationale Konkurrenz aus dem Ausland: „Natürlich gehen die letzten Tage auf die Substanz. Jetzt heißt es aber: mit Vollgas weiter – nur nicht bremsen.“ Heute Vormittag wird Sahin die Maschinenprogrammieren: Zunächst legt er die Bewegungsabläufe der Werkzeuge, Drehzahlen und Vorschübe fest – dies geschieht mit Hilfe von CAD/CAM-Software, die den Fertigungsprozess simuliert und optimiert. Am Samstag wird er das Werkstückdurch präzisen Materialabtrag formen. „Hierbei kommt es vor allem auf das korrekte Spannen des Werkstücks sowie die Wahl der richtigen Fräser und Schnittparameter an, um eine optimale Bearbeitung zu gewährleisten“, erklärt Sahin.
WM-Steirer geben Vollgas
Fabian Weber (aus Kaindorf bei Hartberg) und Nico Paul Reif (aus Unterpremstätten), steirisches Duo im Beruf „Robot Systems Integration“, mussten sich zuletzt aus einem Tief zurück kämpfen: „Tatsächlich ist der erste Tag nicht nach Wunsch verlaufen“, erzählt Weber. „Wir haben diese schwierige Phase dann aber überwunden und sind jetzt wieder voll dabei“, hebt Reif hervor. Das sieht man auch: Ihr Roboter, der eine E-Batterie zwischen zwei Standorten transportiert, ist voll auf Kurs. Das gilt auch für Fliesenleger Florian Gruber aus Aigen im Ennstal: „Es fühlt sich bislang gut an. Ich konnte meine Leistungen aus dem Training abrufen und habe genug Kraft und Konzentration, auch am dritten und vierten Tag voll anzugreifen. Schnelligkeit und höchste Genauigkeit sind weiterhin die wichtigsten Eigenschaften. “Hochpräzision ist auch bei David Gschaar gefragt: Der Kfz-Techniker aus Klöch geht unterschiedlichen Fahrzeugmodellen auf „Fault Finding“. „Die zu identifizierenden Fehler sind unglaublich schwer auszumachen. Außerdem sind die Aufgabenstellungen so gemacht, dass man niemals alle Fehler findet. Beinahe nach jedem Modulbeschleicht einen ein schlechtes Gefühl. Da heißt’s dann: abhaken – und mit Vollgas weiter“, lässt sich der PS-Steirer nicht von subjektiven Wahrnehmungen bremsen.
Mit technischen Schwierigkeiten muss Johanna Haimel aus Graz kämpfen: Immer wieder kam es bei ihr – wie auch anderen Teilnehmern des Skills Grafik-Design – zu Softwareabstürzen. „Das bringt mich aber nicht aus der Ruhe. Es ist eben wie im echten Berufsleben“, bleibt die Steirerin fokussiert. So wie auch Alexander Pfleger: Der Schweißer aus St. Jakob im Walde geht nun – nach einem Ruhetag – ins WM-Finale. „Heute und morgen werden wir noch richtig einen rauszimmern. Meine Familie ist gekommen, die ganze Firma ist da – da werde ich nochmals alles geben. Und dann wird auch das Ergebnis passen!“ Darauf hofft auch Silvius Pink, der ebenfalls aus der 1.012 Einwohner zählenden Gemeinde kommt: Vor den internationalen Wertungsrichtern und Experten bereitet der Jungkoch zartestes Leber-Parfait vor, danach wird Brot gebacken. Zum Drüberstreuen gibt’s eine Torte in Optik der „Grande Nation“. „Das Problem ist der hohe Zeitdruck. Aber genau das macht es auch spannend. Man muss sich schnell entscheiden, Prioritäten setzen und gleichzeitig die höchste Qualität liefern.“
Magdalena Rath, Spezialistin in „Digital Construction“, tüftelt an einem Großprojekt: Sie muss digital den Bauablauf und ein Gebäude definieren. Rath geht jedenfalls zuversichtlich in die Finaltage: „Ich werde einfach weiterhin mein Wissen aus dem Training abrufen und konzentriert bleiben. Wo es notwendig ist, muss ich improvisieren.“ Das musste Metallbauer Christoph Sorgeraus Bad Loipersdorf bislang noch nicht: „Die Aufgabenstellungen warenschwierig, aber genau darauf war ich vorbereitet. Ich verfolge weiterhin meinen Plan.“ Die beiden Wildoner Simon Stoißer und Jan Trummer, tätig im Teambewerb „Mobile Robotics“, mussten ihre Herangehensweise bereits adaptieren: „Einige Dinge sind ganz anders gelaufen, als wir uns das vorgestellt hätten. Noch ist aber nichts entschieden“, sagt das Duo unisono.
WorldSkills: Kärntner mobilisieren Kräfte fürs Finale
An hochpräzisen Holzverbindungen arbeitet der Weitensfelder Florian Dörfler an den letzten beiden Wettbewerbstagen: „Es kommt wirklich auf die absolute Genauigkeit an, auch die Oberfläche muss einfach passen“, erklärt der WM-Bautischler. Furnierarbeiten und das Verzinken einer Lade – dabei werden Holzstücke so bearbeitet, dass sie passgenau ineinander greifen, um stabile und dauerhafte Verbindungen zu schaffen – stehen ebenfalls am WM-Plan der Fachkraft.
Unter Strom steht bis zum finalen Gong am Samstagnachmittag auch Georg Kelih aus Ferlach: Der Elektroniker muss unter anderem Schaltungen entwerfen, analysieren und aufbauen. „Jetzt heißt’s nochmal, alle Kraft zusammen zu nehmen und sich zu konzentrieren. Auf die anderen Länder zu schauen, ist nicht von Vorteil. Die Konzentration muss bei einem selbst bleiben“, ist für den HTL-Absolventen klar.
Das Mechatroniker-Duo Florian Napetschnig aus Diex und Dominik Ruhdorfer aus Micheldorf werken an ihren modularen Produktionsysstemen: „Es ist wie ein Trainingssystem für Fabriken. Jede Station macht eine bestimmte Aufgabe, etwa Teile zusammenbauen oder prüfen. Man kann mehrere Stationen kombinieren, um eine echte Produktionslinie zu simulieren und zu üben, wie alles funktioniert“, erklärt Napetschnig die komplexe Aufgabenstellung, die für das Kärntner Duo eine echte Bewährungsprobedarstellt: „Einfach ist es nicht, aber wir liegen gut in der Zeit und sind grundsätzlich positiv gestimmt“, sagt Ruhdorfer. Wie auch Simon Wieland: Der heimische Vertreter im „Skill“ Restaurant Service aus Krumpendorf am Wörthersee muss im Gästeservice, beim Tranchieren, Filetieren, Flambieren, Cocktailmixen, bei Barista-Tätigkeiten und im Weinserviceüberzeugen. „Am Abend geht man den Tag immer und immer wieder durch – und natürlich fallen einem schon auch Dinge auf, die man besser machen hätte können. Aber grundsätzlich bin ich zufrieden“, meint Wieland.
Niederösterreichische Medaillenhoffnungen fast am Ziel
Für Florist Manuel Bender lebt der Traum vom Weltmeistertitel weiterhin. Seine Aufgabenseien zwar eine „echte Herausforderung“, doch: „Ich bin topvorbereitet – auch dank meiner Ausbildung“. Dennoch gilt: „Die Komplexität der Aufgabenstellungerfordert Kreativität und Präzision. Aber ich habe hart trainiert, um mich diesen Herausforderungen zu stellen und hoffe, das Beste herauszuholen.“ Bender muss anspruchsvolle Blumengestecke und aufwendige florale Kunstwerke gestalten, die höchste handwerkliche Fähigkeiten verlangen.
Samuel Engel aus Baden hatte bereits seinen ganz großen Auftritt: Während der beeindruckenden Eröffnungszeremonie in der LDLC-Arena, wo er den WorldSkills-Eid im Namen aller 1.600 Teilnehmer ablegte. „Ich bin stolz, diese Ehre gehabt zu haben, aber jetzt liegt der Fokus voll auf dem Wettbewerb“, erklärt der Optoelektroniker. Läuft alles nach Plan, gibt es einen zweiten großen Auftritt bei der WM – am Sonntag bei der Medaillenverleihung in der 60.000 Menschen fassenden Groupama-Arena . Dazu muss sich Engel an den letzten beiden Tagen anspruchsvollen Aufgaben in der Mess- und Regelungstechnikstellen, bei denen absolute Präzision gefragt ist.
Stefan Huber aus Schönbach und Christoph Kurz aus Zwettl zeigen auf dem beeindruckenden Areal der Betonbauer, was in ihnen steckt. Ihre Aufgaben reichen von Schalungsarbeiten über das Einbringen von Beton bis hin zu exakter Oberflächenbearbeitung. „Es ist harte Arbeit, aber wir sind gut dabei. Die Präzision bei der Schalung und das richtige Handling des Betons sind entscheidend“, sagt Huber. Beide arbeiten mit vollem Einsatz und hoffen, in den kommenden beiden Tagen ihr Bestes abrufen zu können. Die größten Konkurrenten: China, Deutschland und Frankreich.
Gut abschneiden wird Friseurin Carina Kern aus Kilb – zumindest sagt das ihr Gefühl: „Ich bin mit meinen bisherigen Leistungen sehr zufrieden. Jetzt heißt es, fokussiert zu bleiben und meine Kreativität unter Beweis zu stellen“, erklärt Kern. Auch Männerfrisuren und das Bartstyling stehen nun auf dem WM-Programm.
Das WM-Spielfeld von Lena Prinz aus Enzesfeld ist hingegen die Leinwand: Ihre Aufgaben reichen vom Streichen und Tapezieren bis hin zu anspruchsvollen Dekortechniken. „Jede Wand ist eine neue Herausforderung, beider es auf Kreativität und Sorgfalt ankommt“, erklärt die junge Malerin. Beim gestrigen Speedbewerb konnte sie jedenfalls mit diesen Attributen vollüberzeugen – und schloss als Erste ab.
Auch Fabian Schweiger aus Bad Vöslau hat einen guten Start erwischt und blickt optimistisch auf die kommenden zwei Tage. „Ich habe gut begonnen, aber die nächsten Module bzw. Aufgabenstellungen werden entscheidend sein“, sagt der Trockenbauer. Zu seinen Aufgaben gehören das Hochziehen von Wänden, das Arbeiten an Decken und das präzise Ausschneiden von Aussparungen. „Am dritten Tag muss ich allesverspachteln, und am vierten Tag kommt dann das Speedmodul mit Freestyle und Verputzarbeiten. Da ist volle Konzentration gefragt, damit ich in der Zeitbleibe“, erklärt Schweiger.
Berufs-WM: Oberösterreicher auf Erfolgskurs
Aus organisatorischen Gründen einen Tag später als ihre Mitstreiter startete auch Konditorin Jana Bacher aus Kirchham in Oberösterreich ins Wettbewerbsgeschehen. Ihre Aufgabe: Ein großes Zuckerschaustück, das sie in eine Torte integrieren muss. Zudem stehen Marzipanfiguren auf dem Plan, die höchste Präzision und handwerkliches Geschick erfordern. „Es ist eine riesige Herausforderung, die volle Konzentration verlangt. Natürlich gehört ein bisschen Glück dazu, aber ich habe intensivtrainiert und werde mein Bestes geben“, sagt die Konditorin, die auch ein aufwendiges Schokoschaustück, vegane Pralinen mit Passionsfrucht und ein Tellerdessert zubereiten muss. Von der Konkurrenz will sie sich nicht beirren lassen: „Ich habe mir am ersten Ruhetag alle anderen Berufe angesehen – an den Konditoren bin ich aber vorbeigegangen. Das würde mich nur nervös machen“, lacht Bacher. Bevor die Oberösterreicherin – nach dem finalen Samstag – die Puppen tanzen lassen darf, muss sie selbst eine modellieren – und zwar „Guignol“, den komischen Held des französischen Puppentheaters.
Aufregung ist für ihn hingegen kein Thema: Nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den EuroSkills in Danzig greift Lukas Frühwirth aus Schwertberg nun bei den Weltmeisterschaften nach Gold. Am ersten Tag wartete ein mechanisches Projekt auf ihn: aufbauen, schrauben und einen Schaltkasten anfertigen. „Das mechanische Arbeiten erfordert viel Präzision und Zeitmanagement“, erklärt Frühwirth. Am zweiten Tag wurde verdrahtet, und am Ende steht die Programmierung mit der Visualisierung sowie der Entwurf eines Schaltplans auf dem Programm. Zusätzlich muss er ein Fehlersuche-Modul bewältigen, das seine analytischen Fähigkeiten auf die Probe stellen wird.
Die braucht auch Miriam Haider aus Traberg – allerdings in der Mode-Technologie. Was ist zutun? Vom Entwurf über das Schnittmuster bis hin zur Fertigung komplexer Kleidungsstücke – und natürlich eine abschließende Präsentation. „Mode ist nicht nur Design – es geht auch um Funktionalität und Präzision“, erklärt Haider. Die Anforderungen an ihr handwerkliches Geschick und ihre Kreativität sind hoch, doch Haider ist gut vorbereitet und fest entschlossen, „ihren eigenen Stil einzubringen“. Dafür ist auch bei den den Steinmetzen Platz: Daniel Hain aus Linz arbeitet mit Präzision und Kreativität an seinen WM-Aufgaben. Zu den Herausforderungen zählen das Anfertigen von komplexen Geometrien, die Bearbeitung von Naturstein und das Erstellen filigraner Steinornamente. „Es ist eine Mischung aus Kunst und Handwerk. Jede Linie musssitzen, jeder Schlag muss überlegt sein“, erklärt Hain.
Anders als der Rest des Teams hat Bäckerin Julia Kusel aus Pennewang ihr Finale bereits absolviert – und mit einemimposanten Gebäck-Schaustück die Zuschauer beeindruckt: Ein geschwungener Brot-Eiffelturm zeugte von ihrem Talent und ihrer Kreativität. Familie, Freunde und ihr Arbeitgeber reisten extra an, um sie bei diesem wichtigen Moment zu unterstützen. „Es war überwältigend, diese Unterstützung zu spüren. Als die Aufgabe schließlich beendet war, ist alle Last von meinen Schultern gefallen – ich bin so überglücklich“, sagt Kusel.
Die schwerste Aufgabe des österreichischen Nationalteams der Berufe muss Fabian Reisinger aus Altschwendt stemmen. Denn: Als Land- und Baumaschinentechniker muss er tonnenschwere Maschinen warten und reparieren. „Von Größe und dem Gewicht der Maschinen darf man sich nicht irritieren lassen“, lacht Reisinger. Denn: „Auch hier geht es um absolute technische Präzision“, so der WM-Teilnehmer. Heißt: Vom Diagnostizieren von Fehlern bis zum Austausch von Teilen – jede Aufgabe erfordert schnelles Denken und handwerkliches Geschick. Wobei: Auch David Weinberger aus St. Leonhard bei Freistadt kriegt es als Lkw-Techniker beiden Weltmeisterschaften mit echten Kolossen zu tun. Zu seinen Aufgaben gehört das Diagnostizieren und Beheben technischer Probleme bei schweren Fahrzeugen, einschließlich des sogenannten „Fault Finding“-Moduls, bei dem er versteckte Fehler finden und beheben muss. „Es ist wie Detektivarbeit. Man muss wissen, wo man suchen muss, und gleichzeitig schnell und präzise arbeiten“, sagt Weinberger.
Ähnlich ist die Situation bei René Steinkellner aus Pabneukirchen: Der Sanitär- und Heizungstechniker ist an den letzten beiden Tagen gefordert, komplexe Installationsprojekte zu meistern. Von der Installation von Wasserleitungen bis zur Montage von Heizungsanlagen – seine Aufgaben verlangen technisches Wissen und Präzision. „Es geht nicht nur um die Funktionalität, sondern auch um die Effizienz und Sicherheit der Anlagen“, betont Steinkellner. Jeder Handgriff muss sitzen, um die Anforderungen bei den WorldSkills zu erfüllen.
Simon Warschenhofer aus Gallneukirchen arbeitet als Kälte- und Klimatechniker an hochkomplexen Kühl- und Klimaanlagen. Zu den Modulen gehören elektrische und kältetechnische Fehlerfindung, die Erstellung von Kühlkreisläufen und die genaue Regulierung der Systeme. Ein wichtiger Teil des Wettbewerbs ist auch die Durchführung von Drucktests, Evakuierungen und das anschließende Befüllen mit Kältemitteln. „Die größte Herausforderung ist definitiv der Zeitdruck. Zwar lassen sich Fehler theoretisch korrigieren, aber jede Korrektur kostet wertvolle Zeit. Am Ende fehlt einem genau diese Zeit, um die Aufgabe rechtzeitig abzuschließen“, erklärt der „Young Professional“.
Zwischenstand: Salzburger überzeugen bei WorldSkills
Was berufliche Exzellenz wirklich bedeutet, zeigt Hochbauer Jonas Lev aus Strobl mit beeindruckender Präzision: Millimetergenau und mit einer makellosen Oberfläche hat der Salzburger eine geschwungene „24“ aus Klinkerziegeln in das WM-Areal gemauert. Der Vergleich zu manch internationalem Kontrahenten sticht ins Auge. „Es kommt auf jedes Detail an – die Genauigkeit muss stimmen. Die Oberflächen dürfen keine Fehler aufweisen“, erklärt Lev seine anspruchsvolle Aufgabe.
Für Dominik Kovarik aus Viehhausen ist der Wettbewerb eine besondere Herausforderung. In einer Disziplin, die traditionell von anderen Ländern dominiert wird, will der österreichische CNC-Dreher zeigen, dass auch er auf höchstem Niveau mithalten kann. „Es geht um absolute Präzision. Schon der kleinste Fehler kann das gesamte Werkstück unbrauchbar machen“, erklärt Kovarik. Seine Aufgaben umfassen das Programmieren von CNC-Maschinen, das Herstellen von hochpräzisen Metallteilen und das Einhalten engster Toleranzen. Besonders komplex wird es, wenn mehrere Teile perfekt ineinandergreifen müssen. „Hier sind Millimeterentscheidend. Man muss nicht nur die Maschine beherrschen, sondern auch den Produktionsprozess genau planen“, sagt Kovarik. Trotz des starken Wettbewerbsgibt er sich vor den letzten beiden Wettbewerbstagen kämpferisch: „Ich bin gutvorbereitet und gebe mein Bestes.“
Tiroler Trio glänzt bei Berufs-WM
Inmitten der Euroexpo in Lyon haben Benedikt Laiminger aus Itter und Thomas Sojer aus Söll aus einer Fläche voller Sand eine wahre Ruheoase geschaffen. Die beiden Landschaftsgärtner, die im Teambewerb antreten, haben in den letzten Tagen Mauern aufgestellt, einen Teich angelegt und Pflanzen platziert. „Ich kümmere mich um Holz- und Teichbau, während Benedikt die Pflaster- und Pflanzarbeiten übernimmt. Die schweren Sachen machen wir gemeinsam“, sagt Sojer über die Zusammenarbeit. Die Kraft wird dem Duo auch an Tag drei und vier nicht ausgehen – dafür sorgt auch die mentale Unterstützung aus der Heimat: „Alle werden sie kommen: Familie, Freunde, Firma. Am nervösesten wird aber wohl meine Mama sein“, lacht Laiminger. Das Duo ist jedenfalls fest entschlossen, nochmals alle Kräfte zu mobilisieren. „Dann ist alles möglich“, ist sich Sojer sicher. Tag drei startete übrigens mit leichtem Aufwärmen aller Kontrahenten: Mitvorsichtigem Laufen am Stand und einer Handvoll Liegestütz’ wurde die Nervosität für einige Augenblicke weggesportelt.
Stefan Moser aus der Wildschönau steht vor einer anspruchsvollen Aufgabe: Als Chemielabortechniker muss er unter anderem Paracetamol herstellen. „Jede Reaktion muss präzise und kontrolliert ablaufen“, betont Moser. Die hohe Genauigkeit und das detaillierte Wissen über chemische Prozesse machen diese Aufgabe besonders anspruchsvoll. „Es geht darum, jeden Schritt perfekt auszuführen, um am Ende das gewünschte Produkt zu erhalten“, erklärt er. Die Herausforderungen in der Chemie verlangen nicht nur Fachwissen, sondern auch viel Fingerspitzengefühl, das Moser mitbringt.
WM: Wiener bislang mitstarken Leistungen
Charline Labes aus Wien zeigt bei den Weltmeisterschaften ihre Fähigkeiten als Fachkraft für Transportlogistik. Sie muss komplexe Lieferkettenplanen und optimieren, unter Berücksichtigung von Zeit und Kosten. „Jeder Schritt muss sitzen, denn in der Logistik zählt jeder Kilometer“, betont Labes. Ihre Aufgabe erfordert nicht nur Organisationstalent, sondern auch ein schnelles Verständnis für dynamische Abläufe. „Auch nach zwei Tagen vor dem Computer muss die Konzentration auf allerhöchstem Niveau bleiben“, weiß die Teilnehmende.
David Kier und Nurit Davidowicz stehen als Team vor einer der komplexesten Herausforderungen bei den Berufsweltmeisterschaften. In der Disziplin "Industrie 4.0" simulieren sie die Verknüpfung von IT-Komponenten in einem voll automatisierten Industrieprozess. „Jede Verbindungmuss perfekt funktionieren, und die Kommunikation zwischen den Systemen mussfehlerfrei ablaufen“, erklärt Kier. Die beiden arbeiten an der Schnittstelle von IT und industrieller Produktion und müssen dabei sicherstellen, dass alle Systeme reibungslos miteinander kommunizieren. „Es ist wie ein großes Puzzle –aber eines, das immer in Bewegung bleibt“, sagt Davidowicz.
Lisa-Marie Spörk, die als Hotel-Rezeptionistin im eigens nachgebauten „Four Seasons“ antritt, hat keine Mühe gescheut, um bestens vorbereitet zu sein. „Ich habe die gesamte Stadt Seattle bis ins kleinste Detail studiert, als wäre ich schon oft dort gewesen“, erklärt sie. Ihre Aufgabe umfasst den gesamten Ablauf eines Luxushotels – vom Check-in über die Organisation von Sightseeing-Touren bis hin zum Umgang mit schwierigen Situationen wie Diebstahl oder Beschwerden. „Ich freue mich besonders auf ungeplante Herausforderungen, denn das schnelle Denken und die kreativen Lösungen motivieren mich, mein Bestes zu geben“, sagt Spörk. Doch ein bisschen Nervosität schwingt auch mit: „Ein bissal Herzklopfen ist schon dabei“, gibt sie lächelnd zu.
Vor anspruchsvollen Aufgabenbei den Weltmeisterschaften steht auch Stefan Tomp, Spezialist für IT-Netzwerk- und Systemadministration. Er muss komplexe Netzwerke einrichten, administrieren und Fehler in Systemen schnell und effizient beheben. „In dieser Disziplin geht es um mehr als nur Technik. Man muss nicht nur die Systeme verstehen, sondern auch in Stresssituationen kühlen Kopf bewahren“, erklärt Tomp. Für ihn zählt vor allem die Präzision in der Ausführung – jedes Netzwerk muss exakt konfiguriert sein, jede Fehlersuche rasch und zielgenau ablaufen.
Parallelen gibt es hier durchaus zu Teamkollege Markus Wizany im Skill Webentwicklung: „Es geht darum, komplexe Aufgabenstellungen zu lösen und dabei innovative Lösungen zu finden“, erklärt Wizany. Vom Design responsiver Websites bis hin zur Implementierung komplexer Datenbanken muss er sein gesamtes Können unter Beweisstellen. „Es ist ein intensiver Wettbewerb, bei dem jede Sekunde zählt“, sagt Wizany. Trotz der starken Konkurrenz zeigt er sich zuversichtlich: „Wenn alles gut läuft, können wir zeigen, dass auch wir in der IT ganz vorne mitspielen können.“
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Transkript des OT-Materials
Daniel Edlinger, Experte in der Kfz-Technik, aus Passail in der Steiermark: „Ja, also grundsätzlich, was tut der Experte? Der mussnatürlich seinen Teilnehmern auf das vorbereiten, dementsprechend muss man viel Zeit investieren, natürlich auch der Teilnehmer, um genau die Aspekte, die dort gefragt sind, dass man die ja alle erfüllt und dementsprechend die meisten Punkte mit nach Hause nimmt. Also bei uns im Beruf haben wir hauptsächlich Faultfinding, das heißt, das Auto funktioniert eben nicht, wir müssen es reparieren, dementsprechend sind so viele Fehler eingebaut und man versucht im Training so viele Fehler, verschiedene Arten einzubauen und trainieren, damit der Teilnehmer dann auch, wenn er da richtig am Werken ist, dass er da genügend, genau an das denkt, das muss ich noch nachschauen, das kann ich noch prüfen und ja, vom Trainingsaufwand her haben wir. Wir haben zweiinternationale Trainings gehabt, einmal waren wir in Abu Dhabi und einmal waren wir in Finnland, in Kuopio und ja, zwischendurch natürlich auch in der Freizeit, wochenends trainieren wir da.
Ja, also wenn ich mich jetzt hineinversetze in den Teilnehmer, während dem Wettbewerb ist man so fokussiert, also da ist man fokussiert. Man ist einfach voll drinnen und probiert sein Bestes zum Game und erst, wenn dann der Schlusston kommt, dass es aus ist, dass man seine vier Tage Competition geschafft hat, dann merkt man halt, was da für eine Lust von der Schule entfällt und richtig coole Emotionen, also da muss ich immer voll mit fiebern und sagen, boah, das war cool. Ja, also ich habe 2018 mitgemacht beiden AustrianSkills, bin dort dann zurückgekommen. Zweiter geworden und habe mich qualifiziert für die EuroSkills in Graz, das sind dann aufgrund von Corona natürlich ein Jahr später gewesen, 2021, dort habe ich dann die Bronzemedaille gemacht und danach ist ein neuer Experte für den Beruf gesucht geworden und ich habe mich dann natürlich gemeldet dafür und habe auch die Chance gekriegt, das zu machen und ja, jetzt ist meine dritte Teilnahme als Experte schon und ja, das ist richtig cool.
Ja, es ist unglaublich, also so viel Support, was wir da kriegen und die ganzen Leute, die da mit fiebern und ja, am liebsten würde ich auch selber draußen stehen und voll mitfeiern und anfeuern und ich meine, ich muss es natürlich aber bewerten, aber wenn es dann aus ist, dann freut man sich alle und dann werden wir uns schon ein Bier verdient haben auf das Ganze.“
Fabian Schweiger, Trockenbauer aus Bad Vöslau, Niederösterreich (Arbeitsplatz in Wien): „Also meine Aufgabenstellung ist ein Raum mit 32 x 32, mit einer Schräge, mit einer Innenwand und mit allen möglichen Ausschnitten. Und ja, ich bin eh relativ gut reingestartet. Wird die nächsten Tage schon was werden. Also morgen zum Beispiel muss ich weitermachen beim Schließen der Wände und die Decke muss ich auch machen und die Ausschnitte. Am dritten Tag muss ich allesspachteln und am vierten Tag habe ich dann das Speedmodul, den Freestyle und ein Modul, wo ich verputzen muss. Na ja, man muss halt in der Zeit gut bleiben. Wenn man das nicht ist, zahlt sich das halt alles. Von Modul zu Modul nimmt man das dann mit. Deswegen muss man halt bei der Zeit dann abliefern. Meine Elternsind da und meine Freundin. Ja und meine ganze Firma, meine ganze Familie, meine Freunde, die drücken mir alle die Daumen. Also am Anfang. Das war ziemlich schwierig, das alles zum Unterdrücken, die Zuschauer und so. Aber nacheiner Zeit kommt man dann einfach in den Fokus rein und da kriegt man dann wirklich alles, gar nichts mit. Also da ist man nur fokussiert aufs Projekt. Es macht mir sehr viel Spaß, weil ich jetzt zeigen kann, was ich kann und hoffentlich das Beste rausholen kann. Es wird brauchen, dass ich in der Zeitbleibe und dass ich konzentriert bleibe und einfach Gas gebe bis zum Umfallen. Ja, am Anfang habe ich geschaut, aber ich müsste dann aufbauen, dass das gar nicht so schlau ist. Weil man sich dann selber unter Druck setzt und da passieren genau die Fehler. Aber ja, am Anfang habe ich rüber geschaut. Wohin? Neben mir ist Indien und Ungarn. Zu den zwei habe ich am Anfang kurz rübergeschaut, aber das bringt sich gar nichts. Also man muss immer fokussiert auf sein eigenes Projekt sein.“
Konditorin Jana Bacher aus Kirchham, Oberösterreich: „Guten Morgen Österreich, da ist die Jana Bacher. Wir sind gerade in Lyon und zwar auf die Berufsweltmeisterschaften. Und da darf ich Österreich im Beruf Patisserie vertreten. Also ich habe zwei ganze Wettbewerbstage, insgesamt sind es 16 Stunden. Tag 1 sind zum Beispiel ein großes Zuckerschaustück, wo ich eine Torte mit einbauen muss oder Marzipanfiguren. Und am Tag 2 sind zum Beispiel ein Schokoschaustück, vegane Pralinen oder ein Tellerdessert. Ja natürlich, ich falle zur Konzentration. Ein bisschen Glück hat er auch dazu, aber ich habe jetzt ganz lange trainiert und ich gebe einfach mein Besseres. Das ist eine schwere Frage, weil eigentlich freue ich mich auf alles und einfach da arbeiten. Und ich bin schon auch voll dankbar, dass ich überhaupt da dabei sein darf, weil das ist eine Gelegenheit, die man einfach nutzen muss.
Ja, ich hoffe natürlich, dass es mich nicht ablehnt. Ich hoffe, dass es mich nicht bedenken wird. Ich meine, sicher ist es wieder etwas ganz anderes, wenn da so viele Leute wirklich zuschauen. Aber ich möchte mich wirklich auf mich konzentrieren und dann wird das auch. Ja, mal dass die anderen schlechter sind, dass ich einfach die Beste bin, hoffentlich. Aber es sind auch die anderen voll stark und ich würde es auch jedem anderen genauso gönnen, weil jeder hat dieselbe Chance. Ja, bitte liebe Österreicher, haltet mal die Daumen und dann komme ich hoffentlich mit einer Medaille heim.“
Fabian Weber, Teilnehmer im Teambewerb „Robot Systems Integration”, aus Kaindorf bei Hartberg, Steiermark (er trittgemeinsam mit Nico Paul Reif aus Hausmannstätten an): „Heute haben wir mal die ganze Roboterperipherie und so aufgebaut, die ganzen Module eingebaut und in den nächsten Tagen werden wir ein Programm schreiben. Da muss der Roboter ein Batteriemodul nehmen, auf ein Förderban, mit dem Förderband auf eine andere Seite fahren lassen, wieder nehmen, ins Moduleinbauen, das viermal, dann ein Control-Modul in die Batterie einbauen und die Batterie mit einem Deckel verschließen. Ja, in dem Fall baut er eine E-Auto-Batterie zusammen und man kann für alles mögliche nehmen. Man könnte eine Schweißaufgabe haben, eine Schleifaufgabe oder siehst irgendeine Pick-and-Place, irgendwas zusammenbauen. Ich bin die meiste Zeit am Roboter und der Nico, mein Kamerad, der ist am Computer und macht da einen digitalen Zwilling und das Ganze. Heute war es, dass wir die Module einbauen haben müssen. In die Roboter zählen und die ganze Peripherie und morgen werden wir anfangen, ein Programm zu schreiben und die Peripherie mal beenden. Eindeutig der ganze erste Tag. Wenn man da hinten hängt, dann ist man die ganze Zeithinten. Der bringt ziemlich viele Punkte. Um wirklich mitmischen zu können, muss man wirklich ein sehr gutes Durchhaltevermögen haben. Immer der Bleibleiben, nicht aufgeben, auch wenn mal was schief geht. Man kann auch seine Fehler wieder gut machen, nur die Zeit ist halt eng.“
SkillsAustria ist ein gemeinnütziger Verein und agiert als österreichisches Kompetenzzentrum für Berufswettbewerbe und Talenteförderung in der Berufsbildung. Durch die Berufsmotivation und Berufsorientierung leisten wir einen nachhaltigen und aktiven Beitrag zur Fachkräftesicherung. Wir organisieren AustrianSkills, die österreichischen Staatsmeisterschaften der Berufe. Deren Sieger repräsentieren als Team Austria die Kompetenz und Exzellenz junger Fachkräfte bei den internationalen Berufswettbewerben EuroSkills & WorldSkills. Durch die herausragenden Leistungen auf nationaler und internationaler Ebene sind unsere Teilnehmer die Botschafter für den Ausbildungsstandort Österreich und das Aushängeschild für Ausbildungsbetriebe sowie Schulen. Der Einsatz und die Erfolge unserer Skills Heroes leiten Jugendliche bei der Berufswahl und motivieren zur persönlichen Weiterentwicklung im Beruf.
SkillsAustria macht die Leidenschaft zum Beruf sowie den Beruf zur Leidenschaft.
Seit 1958 ist die Wirtschaftskammer Österreich Mitglied von WorldSkills International und entsendet seit 1961 regelmäßig ein österreichisches Team zu den internationalen Berufsweltmeisterschaften. Zudem ist die WKÖ seit 2007Mitglied von WorldSkills Europe. Österreich ist bei EuroSkills seit den ersten Europameisterschaften 2008 am Start.
SkillsAustria wird von der WKÖ, den neun Wirtschaftskammern in den Bundesländern sowie den Fachorganisationen der Sparten Gewerbe und Handwerk, Industrie, Tourismus und Freizeitwirtschaft, Information und Consulting, Handel sowie Transport und Verkehr finanziert. Mitfinanziert werden die Tätigkeiten von Seiten des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft sowie des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Unterstützt wird das SkillsAustria-Team zusätzlich von Giesswein Walkwaren AG, workwear engelbert strauss, Schütze Schuhe, Würth, dem WIFI Österreich und dem Fachverband Personenberatung und Personenbetreuung.
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Christoph Sammer
SkillsAustria – Verein zur Förderung von Berufswettbewerben
Kommunikation &Medienbetreuung
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