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So holt man Medaillen in Lyon: Weltmeisterin und Erfolgsgastronom kennen das WorldSkills-Geheimrezept

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veröffentlicht am:
5.9.2024

Wie es sich anfühlt in Lyon Edelmetall zu holen, wissen die Salzburgerin Barbara Huber und der Steirer Hans Peter Fink: Die beiden holten 1995, als die WM zum ersten Mal in der französischen Metropole gastierte, Gold bzw. Bronze für Österreich. Weltmeisterin Hubertriumphierte – als Mitarbeiterin des Parkhotel Pörtschach für Kärnten –im Skill „Restaurant Service“. Edelmetall-Gewinner Fink – heute ist sein Lokal mit drei Hauben ausgezeichnet – legte mit dem Erfolg die Basis für eine Gastronomie-Karriere. Beide kennen das Geheimrezept für den Erfolg.

LYON/SALZBURG/STEIERMARK. Vor einigen Tausend Menschen streckte Barbara Huber – damals noch als Barbara Hönegger – am 18. Oktober 1995 die Hände in die Höhe: Die Flachauerin sorgte damals in Lyon für österreichisches Gold im Beruf Restaurant-Service. „Es war einfach phänomenal, Österreich vertreten zu dürfen und dann auch noch Gold zu holen. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke“, sagt Huber. Die Salzburger Ausnahmekönnerin, die aufgrund ihres damaligen Arbeitsplatzes im Parkhotel Pörtschach für Kärnten an den Startging, zog als Beste Österreichs auch internationales Interesse auf sich: „Ich kann mich erinnern, dass vor allem chinesische und japanische Vertreter jeden meiner Handgriffe fotografiert und dokumentiert haben. Sie wollten jedes Detail der erfolgreichen Herangehensweise wissen“, lacht die heute 49-Jährige.

WM-Rückkehr nach Lyon

Nun, knapp ein Vierteljahrhundert später, kehren die Berufsweltmeisterschaften in die französische Metropole zurück: Von 10. bis 15. September verwandelt sich das Messe- und Kongresszentrum Eurexpo in Lyon zur größten Bühne der beruflichen Vielfalt der Welt. Auf 140.000 Quadratmetern kämpfen 1.600internationale Teilnehmende in 62 Berufen um Edelmetall – von A wie Anlagenelektrik bis Z wie Zimmerei. Während Österreich 1995 noch 17 Teilnehmende entsendete, geht heuer mit 47 Talenten das größte Team aller Zeiten an den Start.

Für Huber steht fest: „Die Entwicklung der Skills-Bewerbe ist wirklich beeindruckend. Alles ist moderner, größer und professioneller geworden – das finde ich großartig! Es ist faszinierend zu sehen, wie die Wettbewerbe mit der Zeit gehen und immer mehrjunge Talente aus aller Welt anziehen. Ich verfolge die WorldSkills immer noch mit großer Begeisterung und freue mich, dass die Tradition fortgesetzt wird, junge Menschen zu fördern und zu inspirieren.“ Huber selbst wird in Frankreich nicht mit von der Partie sein, auf ihrem Bergbauernhof, dem „Pertillbauer“ in Feuersang bei Flachau, hat die Touristikerin alle Hände voll zu tun: „Ich habe mich dazu entschieden, nach Stationen in Velden, auf der Turracher Höhe und in Vorarlberg, meine Zeit meiner Familie und dem Hof zu widmen. Auch wenn ich nicht mehr lange im Service tätig war, weil ich mich auf meine Familie konzentriert habe, denke ich oft an die Zeit zurück. WorldSkills hat mich geprägt und mir auch gezeigt, was in mir steckt“, sagt die Mutter von sieben Kindern, die 1995 das volle Gastronomie-Repertoire auspacken musste.

 

„Zeigen, was man im Herzen trägt“

„Am ersten Tag ging es um die Gestaltung von Blumengestecken und Tischschmuck, wobei besonderes Augenmerk auf die Serviettenfalttechnik und das Tischdecken gelegt wurde. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Arbeit im Barbereich, mit einem Schwerpunkt auf der Zubereitung von Cocktails. An den folgenden beiden Tagen lag der Fokus auf dem Tischservice. Dabei ging es um das fachgerechte Aufdecken und den Service am Gast, sowohl an Tischen mit zwei als auch mit vier Personen. Hierbei waren auch Fähigkeiten wie das Filetieren und Tranchieren von Speisen gefragt“, erinnert sich Huber zurück.

 

Auch wenn sich Schwerpunkte und Kompetenzen über die Jahre hinweg verändert haben, kennt die Weltmeisterin nach wie vor das unveränderte Basisrezept, um in Lyon Gold zu holen: „Eine solide Ausbildung ist das Fundament, auf dem alles aufbaut. Man muss Selbstvertrauen haben und wirklich zeigen, wer man ist und was man im Herzen trägt.“

 

„Meisterprüfung im kleinen Rahmen“

An den 18. Oktober 1995 denkt auch Hans Peter Fink häufig zurück: „Es war einfach surreal, unfassbar – und noch heute kann ich mich an fast jedes Detail erinnern“. Auf dem Messegeländer der Euroexpo der französischen Metropole Lyon eroberte der nunmehrige steirische Erfolgsgastronom – bekannt für „Haberls & Fink’s“ in Ilz – Bronze für Österreich. Es war die erste Medaille eines heimischen Kochs bei Berufsweltmeisterschaften. „Schon die Einladung zu bekommen, war eigentlich ein Riesenerfolg, die Medaille übertraf dann alle Erwartungen. Sogar meine Eltern sind damals extra mit dem Auto nach Lyon gekommen“, sagt Fink. Im kulinarischen Mekka – die Stadt gilt als „Bauch Europas“ – fand der damals junge Steirer den idealen Rahmen vor, um sein Können auf der Weltbühne zu präsentieren. „Es war eine Meisterprüfung im kleinen Rahmen“, erzählt er.

 

Dementsprechend vielseitig waren die Aufgaben: von der Herstellung einer Biskuit-Roulade über die Zubereitung von Gänsepastete bis hin zu kunstvollen Schokoladenspießen. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury, erinnert sich Fink lachend, von seinen zubereiteten Schoko-Ornamenten mit Eis. „Dieses Lob werde ich nie vergessen. Ich habe sofort gespürt, dass ich plötzlich Teil von etwas Großem war“, sagt Fink rückblickend. Letzteres bestätigte sich, als es während der WM auch zum persönlichen Besuch beim Wegbereiter der „Nouvelle Cuisine“ kam: „Es war der Wahnsinn, Paul Bocuse persönlich kennenzulernen. Das hat meine Sicht auf die Küche nachhaltig verändert.“ 

 

Die damals neu gewonnene Perspektive nutzte der heute 50-Jährige für eine Gastronomie-Karriere der Superlative: Bereits mit 28 Jahren wurde Fink Küchenchef im Hotel Sacher, im Alter von 34 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit. Heute führt er – gemeinsam mit Frau Bettina Haberl-Fink – den seit 100 Jahren bestehenden Familienbetrieb, der mit drei Hauben ausgezeichnet ist.  „Diese prägende Erfahrung hat meine Leidenschaft für die Gastronomie auf ein neues Niveau gehoben und mir gezeigt, was möglich ist, wenn man sich seiner Sache mit ganzer Hingabewidmet“, erklärt Fink, der heute selbst Lehrlinge ausbildet. Erst im Aprilwurde das Unternehmen als „staatlich ausgezeichneter Lehrbetrieb“ geehrt. 

 

Gastronom kennt das Geheimrezept

Sein Erfolgsrezept? Fink: „Es ist der absolute Fokus – damals wie heute. Man muss wie ein Rennfahrer oder Spitzensportler agieren. Dieser Wettbewerb ist wie ein Rennen, das über vier Tage geht. Man muss von der ersten bis zur letzten Minute hochkonzentriert bleiben. Es ist wichtig, alles Unwesentliche auszublenden, besonders wenn viele Leute zuschauen. Nur so erreicht man die Qualität, die nötig ist, um sich eine Medaille zu sichern.“ 

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