Seidl Melanie
Heute ist sie mit "Hoamatstoa" selbstständig, bewirtschaftet im Sommer die Mayrhofalm bei Werfenweng und leitet Trainings-Camps für junge Steinmetze.
Melanie Seidl war 2011 die erste Frau weltweit, die bei WorldSkills bei den Steinmetzen antrat. In London wurde es Rang fünf. Ein Jahr später holte sie zum großen Schlag aus und gewann bei EuroSkills 2012 in Spa die Goldmedaille. "Das war die geilste Zeit überhaupt", erinnert sich Seidl gerne zurück.
"Ganz spezieller Spirit"
"1.000 junge Menschen mit demselben Ziel. Da geht die Post ab. Du wirst ins kalte Wasser geworfen und musst schwimmen. Das sind Erlebnisse, die unter die Haut gehen und zusammenschweißen. Du schwitzt, lachst und weinst gemeinsam. Es sind Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten."
Deshalb würde heute jedem, der die Chance dazu hat, ans Herz legen, es auch zu versuchen.
"Es ist quasi eine Jobgarantie. Nach dem EM-Titel hatte ich das Gefühl, alle wollen dich haben. Es ist außerdem eine super Werbung für die Firma. Du knüpfst Kontakte, bekommst ein Netzwerk über die Grenzen hinweg. Und man kommt viel herum, auch wenn man durch den Wettkampf vielleicht nicht den Kopf hat, um das auch gescheit zu genießen. Bei den Bewerben gibt es einen ganz speziellen Spirit. Das habe ich so noch nie erlebt.“
Selbständig mit „Hoamatstoa“
An ihrer Tätigkeit gefällt Seidl besonders, „ein starres Element zu formen, etwas für die Ewigkeit zu machen. Ich muss nicht teure Rohstoffe kaufen, sondern verwende das, was vor der Haustür herumliegt. Außerdem bin ich fast immer draußen an der frischen Luft, erspare mir Fitnessstudio und Solarium.“
2016 machte Seidl die Meisterprüfung. Heute ist die Dame aus Werfenweng ("Der schönste Ort Mitteleuropas") mit der Marke „Hoamatstoa“ selbstständig. Im Sommer arbeitet sie als Sennerin auf der Mayrhofalm auf 1.570 Metern Seehöhe, wo sie sich auch eine eigene Werkstatt eingerichtet hat.
"Am liebsten bin ich draußen. Ich genieße das Leben in der Natur und keinen stört es, wenn ich laut bin. Reich werde ich so nicht, aber ich kann für mich selber arbeiten und will nichts anderes machen."
Trainings-Camp für Steinmetz-Lehrlinge
Neben Kursen in der Kunst der Steinbearbeitung für Alm-Gäste gibt Seidl ihr Wissen auch an junge Steinmetz-Lehrlinge weiter. Im Jänner leitete sie ein Trainings-Camp in Salzburg. „Ich finde es extrem cool, jungen Menschen etwas weiterzugeben. Wir haben super Feedback erhalten. Da wird es sicher eine Fortsetzung geben."
Hirn statt Muskelkraft
Probleme, sich als Frau in einer Männerdomäne durchzusetzen, hatte Seidl nie. "Am Anfang muss man sich vielleicht etwas mehr beweisen. Aber mit Gas geben und dem richtigen Mundwerk war das immer schnell erledigt. Als Steinmetz hast du genug Möglichkeiten, Sachen mit Hirn statt nur mit reiner Muskelkraft zu machen. Außerdem mag ich es, etwas unterschätzt zu werden. Das ist dann ein noch besseres Gefühl, wenn es jemandem die Augen raushaut."
Mittlerweile folgen immer mehr Mädchen dem Vorbild Seidls. In der Steinmetzfachschule in Hallein sind im jüngsten Jahrgang bereits die Hälfte Mädchen.